Sonntag, 25. Februar 2007

Adelbert Chamisso: Das Schloss Boncourt (1827)

Ich träum als Kind mich zurücke,
Und schüttle mein greises Haupt;
Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
Die lang ich vergessen geglaubt?

Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen
Ein schimmerndes Schloß hervor,
Ich kenne die Türme, die Zinnen,
Die steinerne Brücke, das Tor.

Es schauen vom Wappenschilde
Die Löwen so traulich mich an,
Ich grüße die alten Bekannten,
Und eile den Burghof hinan.

Dort liegt die Sphinx am Brunnen,
Dort grünet der Feigenbaum,
Dort, hinter diesen Fenstern,
Verträumt ich den ersten Traum.

Ich tret in die Burgkapelle
Und suche des Ahnherrn Grab,
Dort ist's, dort hängt vom Pfeiler
Das alte Gewaffen herab.

Noch lesen umflort die Augen
Die Züge der Inschrift nicht,
Wie hell durch die bunten Scheiben
das Licht darüber auch bricht.

So stehst du, o Schloss meiner Väter,
Mir treu und fest in dem Sinn,
Und bist von der Erde verschwunden,
Der Pflug geht über dich hin.

Sei fruchtbar, o teurer Boden,
Ich segne dich mild und gerührt,
Und segn' ihn zwiefach, wer immer
Den Pflug nun über dich führt.

Ich aber will auf mich raffen,
Mein Saitenspiel in der Hand,
Die Weiten der Erde durchschweifen,
Und singen von Land zu Land.

Das Gedicht „Das Schloss Boncourt“ von Adelbert Chamisso entstand 1827. Jeder Vers des Gedichts hat das Reimschema abcb und ist somit ein Schweifreim. Damit wird der enge Sinnzusammenhalt innerhalb einer Strophe verdeutlicht. In dem Gedicht wird die Erinnerung des lyrischen Ichs an seine Kindheit beschrieben. Das lyrische Ich ist mittlerweile eine betagte Person, was durch den Ausdruck des „greisen Hauptes“ in Strophe 1, Vers 2 deutlich wird. Es erinnert sich an Begebenheiten aus seiner Kindheit, die es für längst vergessen gehalten hat. Das lyrische Ich erinnert sich, wie es in einem Schloss aufgewachsen ist. Es ist davon auszugehen, dass das lyrische Ich auch in diesem Schloss geboren wurde, weil es davon spricht, dass zum einen schon seine Vorfahren das Schloss bewohnt haben und zum anderen es seinen ersten Traum in diesem Schloss gehalten habe. Das es sich um ein ansehnliches Anwesen handelt, kann unter anderem der Strophe 2, Vers 2 entnommen werden. Dort spricht das lyrische Ich von einem schimmernden Schloss, welches mit Türmen und Zinnen versehen ist. Weiterhin wird in Strophe 3, Vers 5 und Strophe 4, Vers gesagt, dass das Anwesen einen Burghof hat, welcher mit einem Brunnen und einer Statue versehen ist und das sich eine Burgkapelle auf dem Anwesen befindet. Dies sind Hinweise dafür, dass es sich nicht um ein kleines bescheidenes Schloss handelt, sondern schon eine größere Dimension umfasst. Das dies ein gut gefestigtes Schloss ist, lässt sich aus Strophe 2, Vers 4 ableiten, in der das Tor und die steinerne Brücke erwähnt werden. Um den Feinden und ungebetenen Gästen den Zugang zu Burgen und Schlössern zu erschweren, legte man rings um eine Burg, bzw. Schlossmauer einen künstlichen Graben an, welcher meistens mit Wasser gefühlt wurde. Der Zugang zur Burg, bzw. zum Schloss erfolgte somit nur über eine Brücke. Zur zusätzlichen Sicherung der Festung nutze man eine Zugbrücke, die nur von der Burg (dem Schloss) aus herauf, bzw. herunter gelassen werden konnte. Da es sich aber in diesem Gedicht um eine steinerne Brücke (Strophe 2, Vers 4) handelt, ist man bei der Erbauung des Schlosses nicht davon ausgegangen, dass eine extreme Sicherung des Schlosses nötig ist. Dies kann mehrere Gründe haben. Entweder war das Schloss nicht von allzu großer Wichtigkeit, als das man sich vor Plünderern und Feinden in besonderem Maße schützen müsse. Eine weitere Möglichkeit ist, dass ein finanzielles Limit die kostengünstigere Variante des Schlosszugangs bestimmt hat: anstelle der Zugbrücke somit die feste, steinerne Brücke. Es ist auch davon auszugehen, dass das lyrische Ich einer Adelsfamilie angehörte. Der erste Aspekt, der dafür spricht, ist natürlich der, dass es ein Schloss bewohnt. Ein zweiter, eindeutigerer Hinweis findet sich in Strophe 3, Vers 1 und 2, wo das lyrische Ich jenes, mit Löwen verziertes Wappenschilde erwähnt, welches vom Eingangstor herabthront. Jede Adelsfamilien hatte ihr eigenes Wappen, welches mit seinen Verzierungen eine bestimmte Eigenschaft der Familie verdeutlichen sollte.
Der Ahnherr, welcher auch als Schlossherr bezeichnet werden kann, ist erst kürzlich verstorben. Dies wird durch das Wort „noch“ am Zeilenanfang des 1. Verses der 6. Strophe deutlich. Das lyrische Ich trauert um den Verstorben und kann aufgrund der von Tränen erfühlten Augen die Grabinschrift nur verschwommen erkennen und dadurch nicht lesen. Der Verstorbene ist vermutlich im Kampf gefallen, denn in Strophe 5, Vers 4 wird erwähnt, dass in der Nähe seiner letzen Ruhestätte seine Waffen hängen.
In dem Gedicht wurde als Metrum ein dreihebiger Jambus verwendet, welcher dem Gedicht eine gewisse Eintönigkeit und Melancholie verleiht. Auch die Traurigkeit wird durch dieses Metrum deutlich. Die Traurigkeit, die das lyrische Ich über den Verlust des Familienangehörigen und des geliebten Schlosses empfindet, denn dieses Schloss existiert nicht mehr. An der Stelle, wo sich das Schloss mit seinem Burghof befunden hat, ist nun ein Feld, welches bewirtschaftet wird. Wie schwerwiegend der Verlust für das lyrische Ich ist, kann man in Strophe 7 und 8, jeweils Vers 1 erkennen. Durch das „o“ kommt die ganze schmerzliche Tragweite des Verlustes zum Ausdruck. Die Verbundenheit zu seinem Schloss und dem Boden, auf dem es gestanden hat, wird deutlich, indem die Metapher der Personifikation genutzt wird. Das lyrische Ich wendet sich an das Schloss, sowie den Boden und spricht beide mit „dich“ (Strophe 7, Vers 4 und Strophe 8, Vers 4) an. Es sendet dem Boden sogar Wünsche zu. Dass das lyrische Ich keinen Hass gegenüber den neuen Grundbesitzern hegt, ist durch zwei Aussagen belegbar: zum Einen segnet er den Pflüger zweifach, zum Anderen wünscht er ihm einen fruchtbaren Boden. Das lyrische Ich verzweifelt nicht an seiner Situation, sondern sucht sich eine neue Aufgabe. So zieht es als Musikant durch die Welt.
Die Intentionen des Autors könnten sein, dass man geliebte Erinnerungen nicht vergessen darf, dass man, egal wie schwer man vom Schicksal getroffen wird, sich neue Wege suchen muss. Dass man nicht aufgeben darf und das man vergeben sollte, keinen Hass und Groll gegenüber anderen, auch wenn diese einem das Liebste genommen haben, hegen sollte. Dies sind Hinweise für einen starken Glauben, für eine tiefe religiöse Verbundenheit.

Mittwoch, 14. Februar 2007

Toilettenpapier

Wer sich regelmäßig mit Toi-

lettenpapier einsprüht wird Licht.



Da die Worttrennung von Toilettenpapier nach dem "Toi" vorgenommen wurde, liegt darin vermutlich der Hinweis auf eine Bedeutung der getrennten Wörter für sich.

Deshalb wird im nachfolgenden genauer auf das Wort Toi eingegangen: Toi steht auch als „Kurzformel“ für Teufel. Verwendung findet dieser Ausdruck, um nahendes Unglück abzuwehren. Eine alte Überlieferung sagt, dass wenn man den Namen des Teufels ausspricht, er „handlungsunfähig“ wird.

Der Ausdruck für „es werde Licht“ findet seinen Ursprung in der (christlichen) Religion, die besagt, dass Gott Licht ist… und dass das göttliche Licht vielmehr das Licht der Liebe ist, das alle Finsternis aus unserem Leben entfernen will. Es wird besagt, dass den Menschen es nahe liege, manche Dinge zu verstecken, die eigentlich ans Licht kommen sollten. Verse: Jes.2,5; 60,1 aus der Bibel besagt: Mache dich auf und werde Licht!

Damit kann der Zusammenhang zwischen „wer sich mit Toi…“ einsprücht und „wird Licht“ geschaffen werden: Wer sich regelmäßig dem Teufel(szeug) versagt wird den göttlichen Weg zum Licht finden.



 

Freitag, 2. Februar 2007

Heimat-was ist das?


Heimat ist für mich kein bestimmter Ort, der geographisch aufzeigbar ist. Heimat definiere ich immer nur für einen begrenzten Zeitraum und zwar für den Ort, an dem ich momentan lebe und mich wohl fühle. Und wohl fühle ich mich dort, wo ich meine engste Familie, zu der ich meinen Mann und meine Tochter zähle, um mich habe. Jederzeit für einen Ortswechsel offen, gespannt was das Leben für uns morgen bereithält, und in der Hoffnung, viele neue Orte zum Wohlfühlen zu finden, blicken wir zuversichtlich in die Zukunft und hoffen im Alter eine ganze Reihe von Orten aufzählen zu können, die unsere "Heimat" gewesen sind.